Die Lehre des Neuen Testaments, dass Jesus Christus jeden Moment zurückkommen und die Gemeinde entrücken könnte, ohne vorangehende Zeichen oder Warnungen (Imminenz), ist ein solch starkes Argument für die Entrückung vor der Drangsal, dass es eine der am heftigsten angegriffene Lehre durch die Gegner dieser Ansicht ist. Die Gegner der Vorentrückung spüren, dass wenn das Neue Testament die Imminenz lehrt, dass dann die Entrückung vor der Drangsal praktisch bestätigt ist.
Definition von Imminenz
Was ist die biblische Definition von Imminenz? Dr. Renald Showers definiert und beschreibt die Imminenz folgendermassen:
1) Ein imminentes Ereignis ist ein Ereignis, das immer „über unseren Köpfen hängt, und das andauernd bereit ist, sich zu ereignen; es ist ein Ereignis, das sich jederzeit erfüllen könnte.“ Imminenz bedeutet, dass es jeden Augenblick passieren könnte. Andere Dinge geschehen vielleicht noch vor dem imminenten Ereignis, aber nichts muss noch zwingendermassen vor diesem Ereignis stattfinden. Wenn noch etwas anderes geschehen muss, bevor ein Ereignis stattfinden kann, dann ist dieses Ereignis nicht imminent. Die Notwendigkeit, dass noch etwas zuvor geschehen muss, zerstört das Konzept der Imminenz.
2) Da eine Person nie genau weiss, wann ein imminentes Ereignis stattfinden wird, kann er nicht darauf zählen, dass eine gewisse Zeit vergeht, bevor das imminente Ereignis stattfindet. Darum sollte er immer vorbereitet sein, dass dieses Ereignis jeden Moment stattfinden könnte.
3) Ein Mensch kann für dieses Ereignis kein Datum festsetzen. Sobald ein Mensch ein Datum für ein imminentes Ereignis setzt, zerstört er das Konzept der Imminenz, da er dadurch sagt, dass eine gewisse Zeit verstreichen muss, bevor dieses Ereignis stattfinden kann. Ein spezifisches Datum für ein Ereignis zu setzen, steht im Widerspruch zum Konzept, dass das Ereignis jeden Moment stattfinden könnte.
4) Eine Person kann nicht sagen, dass ein imminentes Ereignis bald eintreten wird. Der Ausdruck „bald“ sagt, dass ein Ereignis „innerhalb kurzer Zeit“ stattfinden muss. Im Gegensatz dazu findet ein imminentes Ereignis vielleicht bald statt, aber es muss nicht bald stattfinden, damit es imminent ist. „Imminent“ ist nicht gleichbedeutend mit „bald“.
A. T. Pierson hat gesagt, dass „Imminenz die Kombination von zwei Bedingungen ist: Gewissheit und Ungewissheit. Mit einem imminenten Ereignis meinen wir ein Ereignis, das ganz gewiss irgendwann stattfinden wird, dessen Zeitpunkt aber ungewiss ist.“
Imminenz im Neuen Testament
Die Tatsache, dass Jesus Christus zurückkommen könnte, vielleicht nicht bald, aber doch jeden Moment, ohne die Notwendigkeit von Zeichen, die Seiner Rückkehr vorangehen, verlangt die Art von Imminenz, die von der Lehre der Vorentrückung gelehrt wird.
Welche Verse im Neuen Testament lehren diese Wahrheit? Diejenigen Verse, die besagen, dass Jesus Christus jeden Augenblick zurückkommen könnte, ohne Warnung; und diejenigen Verse, die die Gläubigen anweisen, zu warten und zu wachen und nach der Rückkehr des Herrn Ausschau zu halten. Folgende Bibelverse im Neuen Testament bezeugen die Imminenz:
„…während ihr die Offenbarung unsres Herrn Jesus Christus erwartet.“ (1. Korinther 1:7).
“Maranatha!” (1. Korinther 16:22).
„Unser Bürgerrecht aber ist im Himmel, von woher wir auch als Retter den Herrn Jesus Christus erwarten.“ (Philipper 3:20).
„Der Herr ist nahe!” (Philipper 4:5).
„Und seinen Sohn vom Himmel zu erwarten…“ (1. Thessalonicher 1:10).
„Denn das sagen wir euch in einem Worte des Herrn, dass wir, die wir leben und bis zur Wiederkunft des Herrn übrigbleiben, den Entschlafenen nicht zuvorkommen werden; denn er selbst, der Herr, wird, wenn der Befehl ergeht und die Stimme des Erzengels und die Posaune Gottes erschallt, vom Himmel herniederfahren, und die Toten in Christus werden auferstehen zuerst. Darnach werden wir, die wir leben und übrigbleiben, zugleich mit ihnen entrückt werden in Wolken, zur Begegnung mit dem Herrn, in die Luft, und also werden wir bei dem Herrn sein allezeit. So tröstet nun einander mit diesen Worten!“ (1. Thessalonicher 4:15-18).
„So lasset uns auch nicht schlafen wie die andern, sondern lasset uns wachen und nüchtern sein!“ (1. Thessalonicher 5:6).
„Dass du das Gebot unbefleckt und untadelig bewahrest bis zur Erscheinung unsres Herrn Jesus Christus.“ (1. Timotheus 6:14).
„In Erwartung der seligen Hoffnung und Erscheinung der Herrlichkeit des grossen Gottes und unsres Retters Jesus Christus.“ (Titus 2:13).
„So wird auch Christus … zum zweiten Mal ohne Sünde denen erscheinen, die auf ihn warten, zum Heil.“ (Hebräer 9:28).
„So geduldet euch nun, ihr Brüder, bis zur Wiederkunft des Herrn! … denn die Wiederkunft des Herrn ist nahe! … siehe, der Richter steht vor der Tür!“ (Jakobus 5:7-9).
„Setzet eure Hoffnung ganz auf die Gnade, die euch dargeboten wird in der Offenbarung Jesu Christi.“ (1. Petrus 1:13).
„…indem ihr die Barmherzigkeit unseres Herrn Jesus Christus erwartet zum ewigen Leben.” (Judas 21).
„Ich komme bald.“ (Offenbarung 3:11; 22:7,12,20).
„Und der Geist und die Braut sprechen: Komm! Und wer es hört, der spreche: Komm!“ (Offenbarung 22:17).
„Es spricht, der dieses bezeugt: Ja, ich komme bald! Amen, komm, Herr Jesus!“ (Offenbarung 22:20).
Es ist bedeutsam, dass sich alle diese Bibelverse auf die Entrückung beziehen, und von der Rückkehr des Herrn als ein Ereignis sprechen, das jeden Moment stattfinden könnte, ein Ereignis das imminent ist. Darum warten die Gläubigen auf eine Person, Jesus Christus, und nicht auf ein Ereignis oder eine Serie von Ereignissen, wie diejenigen, die sich während der Drangsal ereignen werden und zum zweiten Kommen von Jesus führen, wenn Er auf die Erde zurückkehrt und sein 1'000 jähriges Friedensreich aufrichtet.
Imminenz und die Entrückung vor der Drangsal
Wenn wir die obigen Bibelverse in Betracht ziehen, dann merken wir, dass Jesus Christus jeden Moment kommen könnte, dass die Entrückung in der Tat imminent ist. Nur die Entrückung vor der Drangsal gibt uns eine vollkommene, wörtliche Bedeutung für ein solches imminentes Ereignis. Die anderen Ansichten über die Entrückung müssen die Imminenz anders definieren, als es das Neue Testament erlaubt. Dr. Walvoor sagt, dass „die Ermahnung, auf die selige Erscheinung des Herrn Jesus Christus zu warten (Titus 2:13), ihre Bedeutung verliert, wenn die Drangsal zuerst stattfinden müsste. In diesem Fall müssten die Gläubigen auf Zeichen schauen.” Wenn die Ansicht der Imminenz nicht akzeptiert würde, dann würde es Sinn machen, auf Zeichen zu schauen, die sich auf Ereignisse der Drangsal beziehen (z.B. den Antichrist, die zwei Zeugen, etc.), und nicht auf Jesus Christus. Das Neue Testament weist die Gemeinde aber an, auf das Kommen von Jesus Christus für die Entrückung zu warten, während den Gläubigen während der Drangsal gesagt wird, dass sie auf Zeichen achten sollen.
Die Ermunterung des Neuen Testaments, im Kommen des Herrn Jesus Christus Trost zu finden (Johannes 14:1; 1. Thessalonicher 4:18), hätte keine Bedeutung, wenn die Gläubigen zuerst durch die Drangsal hindurch müssten. Dann müsste der Trost warten, bis die Drangsal zu Ende ist. Der Gemeinde wurde eine „gesegnete Hoffnung“ gegeben, weil die Rückkehr unseres Herrn imminent ist und vor der Drangsal stattfindet.
Maranatha!
Die erste Gemeinde hatte einen speziellen Gruss, der in 1. Korinther 16:22 aufgeschrieben ist; dieser Gruss war „Maranatha!“ Maranatha ist aus drei aramäischen Worten zusammengesetzt: “Mar” (“Herr”), “ana“ („unser“), „tha“ („komm“); was bedeutet: „unser Herr, komm“. Zusammen mit anderen Bibelstellen im Neuen Testament macht Maranatha nur Sinn, wenn damit ein imminentes Kommen gemeint ist, wenn die Entrückung jeden Augenblick stattfinden könnte. Die Imminenz unterstützt die Ansicht der Entrückung vor der Drangsal.
Kein Wunder prägten die ersten Christen einen solchen, einzigartigen Gruss, der die frohe Erwartung auf die gesegnete Hoffnung in ihrem alltäglichen Leben reflektierte. Das Leben in der heutigen Gemeinde könnte nur dann verbessert werden, wenn „Maranatha“ wieder zu einem aufrichtigen Gruss von erwartungsfrohen Christen wird.
Maranatha!
Von Thomas Ice